Im heutigen Gebiet der Oberlausitzer Mundart, dem Bergland zwischen Bischofswerda und Zittau, haben viele Orte noch ihre sprachlichen Unter-Eigenheiten. Wie bei den meisten Mundarten existiert für die Oberlausitzer Mundart keine einheitliche Orthographie. Schon in 10 km entfernten Orten der Oberlausitz können einzelne Silben ganz anders betont, einzelne Buchstaben "verschluckt" werden. Auffallend in der Oberlausitzer Mundart bzw. der Neulausitzer Mundart ist, das zwei Wörter zusammengezogen werden, also verkürzt wird; z. B. "kömmer" für "können wir"; "mer moachn'ch roaa" für "wir machen uns dran". Eine konkrete Abgrenzung der Sprachregionen ist kaum möglich.
Einer der Wegbereiter der Oberlausitzer Mundartforschung war Anfang des 20.Jahrhunderts August Matthes. Er reiste mit einem Notizbüchlein durch die Oberlausitz und schaute den Leuten genauer "aufs Maul". Er erkannte bereits damals, dass es von Ort zu Ort mehr oder minder große Unterschiede im Gebrauch der mundartlichen Sprache gab. Biehms Koarle, wie August Matthes mit Spitznamen auf "Äberlausitsch" genannt wurde, stellte auch fest, dass der Oberlausitzer Dialekt in und um Ebersbach am urwüchsigsten ist. Er machte das an dem Wörtchen "sein" fest. Während dieses Wort im übrigen Teil der Oberlausitz wie im hochdeutschen ausgesprochen wurde, benutzte man in Ebersbach statt "sein" das Wort "senn". Deshalb nannte August Matthes die Ebersbacher auch die "Senner".
Der Oberlausitzer Mundartraumes kann in drei große Gebiete aufgeteilt werden:
- die westliche Kürzungsmundart (um Weifa),
- das Kernfeld (das August Matthes die "Senner" nannte)
- und die östliche Kürzungsmundart (um Ostritz).
Kürzungsmundart heißt, dass Buchstaben und Buchstabengruppen (vor allem Vokale) bei veilen Ausdrücken verschluckt werden. Hier zwei Beispiele:
Das Verb "laufen" heißt im oberlausitzer Dialekt “loofen” und in den beiden Kürzungsmundarten "loofn". Das "e" von "loofen" wird unterschlagen. Ähnlich lässt sich diese Eigentümlichkeit an dem Wort “gesagt” feststellen. In dem Kernfeld der oberlausitzer Sprache heißt es "gesoit", woraus in den beiden Kürzungsmundarten "g´soit" wird.
Neben den drei Mundartgebieten gibt es jedoch von Ort zu Ort Unterschiede im dialektalen Sprachgebrauch. Besonders hervorzuheben sind die Ortsmundarten von Seifhennersdorf und Schirgiswalde.
Das rollen in der Oberlausitzer Mundart ist vielen bekannt. Das "R" wird in der Oberlausitzer-Sprache gerollt. Nachfolgend nun eine Gegenüberstellung der oberlausitzer Mundart - “wie’s aus der Gusche rullt” - mit der hochdeutschen Artikulierung.
Oberlausitzer Mundart Hochdeutsch
Abern, Apern Kartoffeln
Abernkoallchel Kartoffelklöße
Abernmaucke Kartoffelbrei
ärschlch rückseits
ausheck´n ausdenken
a de Quaare kumm in die Quere kommen
Blaaich Blech
baale bald
boaabern unterhalten
braasch´n reden
derheeme Zuhause
doasterwaaign deswegen
Feierriepel Schornsteinfeger
flenn weinen
Frooe Frau
gaan geben
gesoit gesagt
Gierschdurfer Schiss´n Neugersdorfer Schießen (=Fest)
Gusche Mund
Haarch Hering
Harbst Herbst
Heemt Heimat
Hitsche Hocker, Schemel
Hitsch´l kleiner Hocker
Huchst, Huxt Hochzeit
irscht erst
itze jetzt
join jagen, eilen
Kleeßl Klöße
Knaaicht Knecht
Koastenroaper Schubkarre
kokeln zündeln
Kraatschn Kretscham, Gaststätte
Kroattch Kraut
loabern unnützes reden
Loatschen/ Loatschn Hausschuhe, Pantoffeln
Lurke dünner Kaffee
Mädl Mädchen
Mengenke Flunkerei
Mennthoalbm meinetwegen
Mih mehr
Mittche Mittag
Montch Montag
Dientsch Dienstag
Mietwuch Mittwoch
Duursch Donnerstag
Freetsch Freitag
Simt, Simdsch Sonnabend
Suntch Sonntag
murne morgen
Naajchtn gestern Abend
naatsch´n weinen, heulen, flennen
nu (kurzes u) ja
nu (langes u) nun
Nubber, Nubboar Nachbar
oaashoosn anziehen
oack, ock nur
Oaräde Anrede
Obd, Obmnd Abend
Pfaard Pferd
plärn laut reden
Ploatsch ungeschickter Mensch
raaicht recht
Reese Reise
Roaboatzen sich schlagen
Roaper Schubkarre
schiene schön
Seeger, Zeeger Uhr
Simdvirmittche Sonnabend Vormittag
soin sagen
Sproche Sprache
Teichelmaucke Kartoffelbrei mit Brühe
Tippl kleiner Topf, Tasse
troige trocken
Tunke Soße
Uhrn Ohren
Waaig Weg
Woin Wagen
Woampe Bauch
Wuuche Woche
Zutsch Gezeter
Zwibbln Zwiebeln
Gedichte
Ju, unse Äberlausitz labt ! Se lacht uns oaa aus oalln Eckn. Und wenn mir'ch o ne dicke tun, nee, nee, mir brauchn'ch ne versteckn. Herbert Andert
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Aeberlausitzer Muttersprooche
Du ale gemütliche Sprooche, du, bei uns a dr Aebrlausitz, du bist a Stück Heemt, du gehirscht derzu, du bist a Stück Aebrlausitz!
Su wie do de Barge und Täler sein, de Steene und oh de Beeme, du musst oh du, Muttersprooche, do sein, sunst wär ees doch ne derheeme!
Du bist wie die Lausiter Menschn sein, so derbe und tust’ch ne ziern; du bist groade raus und wetter ne fein. Ich tu dch immer garne hiern!
Bist bei uns immer derheeme gewast A gutn und schlaichtn Zeitn. Du bist wie a liebes und woarmes Naast. War dch auslacht, dan koann’ch ne leidn.
Du bist a Stück Heemt, du gehirscht derzu, bei uns a dr Aebrlausitz, du ale gemütliche Sprooche, du; du bist a Stück Aebrlausitz
Hermann Klippel 1896 – 1960
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Unse Heemt und unse Sproche
Ju, unse Heemt und unse Sproche, die hoann’ch su raajcht zusoammgefunn und wie zwee gude alle Jackn uff Tud und Labm hibsch verbunn.
Mit Bargn und mit tichtchn Dähln – su hucklch, bucklch wie’s do gitt – su rumplt’s o a unser Sproche, doaß dar und jerr kee Wurt verstitt.
Mir quirln, su soin moanchmol de Leute, ju di, die’s abm ne su brngn, und wenn’s is wirklch wulln versuchn, do kännt’s enn glei’n Bauch zersprengn.
Wenn enner vu dar dichn Surte a unser Sproche woaas derrzaahlt do merkt’s ees glei, doaß ba dan dichn is Radl a dr Gurgl fahlt.
Herbert Andert 1879 – 1945
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